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Pecorino, Honig und Oliven

Die Fachreise führte uns in diesem Jahr auf die Insel Sardinien. Ein Car voller erwartungsfroher Reisender machte sich von Grünen über Genua auf nach Livorno, von wo uns die Fähre über Nacht auf die Insel brachte.

Nach der Ankunft im Hafen von Olbia gesellte sich Heike, unsere Reiseleiterin für die nächsten vier Tage, zu uns. Die erste Fahrt ging ins Gebirge in der Nähe der Ortschaft Berchidda, auf einen Milchschafbetrieb. Der junge, innovative Betriebsleiter Fausto wusste viel über die sardische Landwirtschaft zu erzählen. Er stellte seinen Betrieb vor, wo aus der Schafmilch Pecorino-Käse hergestellt wird, und zeigte den Melkstand. Zum Schluss servierte er Pecorino und andere Käsesorten sowie Schafwurst, feinen Weisswein aus Eigenproduktion, dazu Pane Carasau, das hauchdünne sardische Brot. Gut gelaunt ging die Fahrt weiter zu einem kleinen Korkverarbeitungsbetrieb. Der Familienbetrieb verarbeitet den einheimischen Kork nicht nur zu Zapfen, es werden auch allerlei Gegenstände hergestellt und im eigenen Laden zum Verkauf angeboten. Im Hotel Corte Rosada bei Alghero an der Westküste von Sardinien konnten wir die nächsten zwei Nächte verbringen.

In die Stadt Alghero, diese heisst auch «die Stadt der roten Korallen», ging unsere Fahrt am nächsten Morgen. Hier erfuhren wir viel Interessantes über die Korallenfischerei und die Herstellung von wunderschönen Schmuckstücken aus dem «roten Gold». Anschliessend hatten wir genügend Zeit, um die mittelalterliche Stadt mit der Ringmauer individuell zu besichtigen. Nicht weit von Alghero besuchten wir einen Weinbau- und Olivenbetrieb. Zuerst besichtigten wir die Reben und die Olivenbäume, um anschliessend die daraus hergestellten Produkte zu degustieren. Der Abstecher zum Capo Caccia mit seiner steilen Treppe hinunter zum Meer und einer schönen Aussicht war der Abschluss dieses Tages.

Am nächsten Morgen hiess es Koffer packen. Wir fuhren an Alghero vorbei, passierten die Steilküsten und hatten das Glück, bei einem Halt die Gänsegeier zu sehen. Heike wusste auf den Fahrten immer sehr viel über Sardiniens Flora und Fauna zu erzählen. Das nächste Ziel war die Stadt Bosa, die am Ufer des Temo liegt. Wir schlenderten durch die labyrinthartigen Gassen, sahen lokales Handwerk mit Filigranschmuck, Filethandarbeiten und konnten den Oxydationswein Malvasia probieren. Weiter ging es Richtung Süden zu der kleinen Ortschaft Sennariolo, wo wir den Imker Brisi besuchten. Dessen Vater hatte die Imkerei vor vielen Jahren in der Schweiz gelernt. Sein Sohn produziert nun sortenreinen Honig, zum Beispiel aus der Macchiablüte oder als besondere Spezialität den Bitterhonig aus der Blüte des Erdbeerbaumes. All diese Köstlichkeiten durften wir auch degustieren. In Arborea am Golf von Oristano bezogen wir im Hotel Horse Country unsere Zimmer. Zum Glück reichte auch heute die Zeit für ein erfrischendes Bad im Meer nach diesem doch recht heissen Tag.

Das Umland von Arborea und die Urbarmachung in den 30er-Jahren waren das Thema des nächsten Tages. Auf einem Milchviehbetrieb erfuhren wir viel über die Sorgen und Probleme der sardischen Milchbauern. Anschliessend erzählte uns die Gemeindepräsidentin von Arborea die Geschichte der Stadt, die unter Mussolini entstanden war. Weiter ging es mit einem kurzen Halt in Cabras nach Riola Sardo zu der Erzeugerorganisation SaMarigosa. Diese ist vor allem im Früchte- und Tavolata beim Milchschafbetrieb Gemüsesektor tätig.

Der letzte Tag startete mit der Besichtigung der Kultstätte Nuraghe Losa. Weiter ging es in die Berge. Die Ortschaft Orgosolo ist bekannt für ihre «murales», Wandmalereien an den Hauswänden. Höhepunkt und zugleich Abschluss unserer Reise war der Besuch bei den Hirten. Diese servierten uns ein typisches Hirtenessen und liessen uns den Klängen des urigen Kehlkopfgesangs lauschen.

Ursi Hess und Walter Kobel