Am 18. September 2020 trafen sich rund fünfzig Menschen auf dem Betrieb von Stefan und Petra Künzi in Jaberg. Bei viel Sonnenschein und ruhiger Atmosphäre fand ein anregender Austausch über pfluglose Anbaumethoden im Biolandbau statt. Stefan Künzi zeigte seine Kulturen und Simon Jöhr gab Einblicke in die Zusammenhänge im Boden.
Pflugloser Bio-Ackerbau
Seit dem Jahr 2014 bewirtschaften Künzis ihren Hof mit Milchkühen und Ackerbau nach Knospe-Richtlinien. Unter ihrem Betrieb liegt der Strassentunnel der Umfahrung, viele Böden wurden nach Kiesabbau rekultiviert. Es brauche besonderes Fingerspitzengefühl im Umgang mit den neu aufgebauten Böden. Der Vater hatte das Land zuvor schon ca. 20 Jahre pfluglos bewirtschaftet und erfolgreich Humus aufgebaut. Den Pflug verkaufte er an einen Nachbarn.
Die Maschinen
Nach der Bio-Umstellung stellte sich die Frage, wie die Kunstwiese ohne Totalherbizid umgebrochen werden soll. So mietete Stefan den Pflug. Die Nachteile, wie an die Oberfläche beförderte Steine und Blackensamen, waren jedoch gravierend. Seither setzt Stefan folgende Maschinen ein:
Der Geohobel schneidet die Grasnarbe oder die Gründüngung oberflächlich und mischt das arbeitet die organische Substanz in die oberste Bodenschicht ein. Auf seinen steinigen Böden funktioniere das Verfahren gut, auch für den Wiesenumbruch. Das verrottende Material schützte und ernähre den Boden bei der Saat.
Der 9 Meter breite Rollhackstriegel kommt für Unkrautregulierung in Mais und Getreide zum Einsatz. Mit dem aufgebauten Krummenacher-Sägerät sät er zudem Untersaaten und Kunstwiesen in die Ackerkultur ein.
Mit einem gemieteten Bodenlockerungsgerät lockert Stefan vor den Kartoffeln den Boden bis in ca. 25 cm Tiefe. Die Scharen des umgebauten Striptill-Sägeräts heben die Erde etwas an, ohne die Schichten zu vermischen und Steine anzuheben. Zusätzlich kann optional ein Ferment eingespritzt werden.
Die Fruchtfolge
Silomais – Ackerbohne – Winterweizen – Kartoffeln – Winterweizen – Kunstwiese – Kunstwiese
Mit überlegten Eingriffen und wenig Bodenbearbeitung hat es die Familie Künzi geschafft, den Humusgehalt einer rekultivierten Parzelle über die letzten 30 Jahren von ca. 1% auf heute 4.8% zu heben. Luzerne-Gras-Mischungen und Gründüngungen haben mitgeholfen, diesen künstlichen Boden zu verbessern. Die Ackerbohne ist seit der Bio-Umstellung dazu gekommen und hat eine positive Wirkung auf die Folgekultur.
Dreijährige Luzerne-Gras-Mischungen haben sich auf dem Betrieb Künzi bewährt. Stefan striegelt das Saatgut im Frühjahr in den schossenden Weizenbestand ein. Die Sorte Runal lasse beim Abreifen schon bald wieder etwas Licht auf den Boden, so dass sich die junge Saat gut etablieren kann. Kaum fausthoch, mache die junge Kunstwiese keine Probleme beim Dreschen. Nur wenige Wochen nach dem Dreschen könne dafür schon ein erster Schnitt geerntet werden.
Die Experimentierfreude
So manches auf dem Betrieb Künzi schon gut erprobt schien, ist Stefan doch stets offen für Optimierungen und Feinjustierungen. So erprobt er derzeit den Effekt von Tiefenlockerungen auch auf Dauerwiesen und Weiden. Trotz besser werdenden Humusgehalten, gibt es auch bei den rekultivierten Böden immer noch Luft nach oben, wie die Analyse von Simon Jöhr zeigte: scharfkantige Bodenfragmente und die zahlreichen Wurmkothaufen würden davon zeugen, dass die Bodenstruktur noch immer gestört sei. Der Weg des Bodenaufbaus müsse deshalb konsequent weiterverfolgt werden.
Komposttee gegen Krautfäule?
Zum Abschluss stellte Jeremias Niggli vom Forschungsinstitut für den biologischen Landbau das Versuchsnetz vor, welches aktuelle Fragestellungen rund um die regenerative Landwirtschaft auf Praxisbetrieben begleitet. Welche Wirkungen Komposttee gegen Krautfäule in den Kartoffeln hat, untersuchte Raphael Vogel in seiner Bachelorarbeit an der Hochschule für Landwirtschaft (HAFL). Wegen fehlendem Infektionsdruck auf seiner Parzelle, konnte er in diesem einen Jahr leider keine Effekte beweisen – die Kartoffeln blieben allesamt gesund. Dafür, dass die Forschung am Ball bleibt, sorgen nicht zuletzt die Arbeitskreise von Landwirtinnen und Landwirten. Bio Suisse fördert schweizweit den Aufbau von Arbeitskreisen, wie Lea Sommer zum Abschluss erläuterte.
Text: Martin Zbinden
Bilder: Benjamin Wiedmer
Weitere Bilder und Videos dieses Tages können auf www.schwand-baeregg.ch abgerufen werden.
Vielen Dank an die Referenten und an unsere Partner Bio Suisse und FiBL, die diesen Anlass ermöglicht haben.