Wer nicht holzt, schadet den Nachkommen

Das 66. Bäregg-Forum vom März 2019 am Inforama Emmental in Bärau stand ganz im Zeichen der heutigen Waldbewirtschaftung. Dem Inputreferat von Revierförster Beat Reber aus Trub folgte ein Podiumsgespräch mit drei Fachleuten aus der Wald-und Holzbranche.

Auf Einladung des Ehemaligenvereins Schwand-Bäregg und des Inforamas Emmental besuchten in der ersten Märzwoche rund 200 Personen das 66. Bäregg-Forum. Das aktuelle Thema des Podiumsgesprächs „Wald sinnvoll bewirtschaften“ stiess bei Waldbesitzern und Behördevertretern der Region auf reges Interesse. Moderiert wurde der Anlass von der ehemaligen Telebärn-Journalistin Michelle Renaud. Einleitend erinnerte der Truber Revierförster Beat Reber an die mit 440 Kubikmetern pro Hektare überdurchschnittlich hohen Holzvorräte in den hiesigen Wäldern. Die überalterten Baumbestände seien bezüglich Sturmschäden und Käferbefall extrem anfällig. „Schadenereignisse wie Sturm Burglind schlagen logischerweise auf die Psyche der Waldbesitzer und sind - gepaart dem tiefen Holzerlös - eigentliche Motivationskiller. Starkholz mit über 50 cm Durchmesser ist heute nicht mehr gefragt. Kleinere Stämme sind qualitativ besser. Wer nicht holzt, macht den Nachkommen keinen Gefallen“, erklärte Reber. Er prognostizierte zudem, dass sich infolge der globalen Klimaerwärmung bis Mitte des Jahrhunderts der traditionelle Fichten- und Tannenbestand im Emmental massiv reduzieren werde. Auf diesen Umstand müsse im Jungwald mit einer vielfälltigen, klimaresistenten Baumarten-Palette reagiert werden. „Wir müssen vorausschauen und vermehrt unternehmerisch denken, denn es besteht die grosse Gefahr, dass sonst viel Wissen und Interesse am Wald - unserem einzigen Rohstoff - verloren geht“, ermahnte Reber die Anwesenden.

„Waud isch nid nüt!“

Einer der über das nötige Fachwissen und viel Erfahrung verfügt, ist Landwirt Fritz Fankhauser aus Trub. Seit 1986 bewirtschaftet er seine 40 Hektaren Wald selber. Vor „Lothar“ war der Wald das Sparheft der Bauern und die Holzpreise doppelt so hoch. Seither hätten sie sich leider nie mehr erholt. Dank den Eigenleistungen habe sich die
Holzerei für ihn jedoch immer gelohnt. Wald ist nicht „nüt!“, sagte Fankhauser und bezeichnete die freien Holzimporte als ungute Sache. Wer nicht Schweizer Holz verbaue, sollte seiner Meinung nach ein schlechtes Gewissen haben.

Branchenfremde Waldbesitzer

Im Kanton Bern sind 54 Prozent des Waldes in Privatbesitz. Die Durchschnittsgrösse einer Parzelle beträgt zweieinhalb Hektaren. Da vermehrt ältere, branchenfremde oder auswärtige Personen Waldeigentümer seien, biete die Emmentaler Wald und Holz GmbH sogenannte Bewirtschaftungsverträge an, erklärte EWH-Geschäftsführer Beat Zaugg. „Damit können wir eine professionelle Waldbewirtschaftung mit grösseren Schlageinheiten bewerkstelligen und die Kostenseite positiv beeinflussen. „Wenn unsere Wälder nicht bewirtschaftet werden, entstehen Probleme für die Öffentlichkeit, weil gemeinnützige Leistungen wie Schutzfunktion, Wohlfahrt und Holzproduktion nicht mehr sichergestellt sind,“ warnte Beat Zaugg.

Nasslager wären gut gewesen

Thomas Lädrach, Leiter der OLWO-Sägewerke in Worb und Erlenbach sowie Präsident der Holzindustrie Schweiz, verwies ebenfalls auf die starke Überalterung des Baumbestandes im Voralpengürtel hin. Heute würden mehr als die Hälfte der Massenprodukte aus den umliegenden EU-Ländern importiert. Sogar die Kartoffel-Paloxen gehörten leider in diese Kategorie. Das Herkunftslabel CH-Holz sei im Handel jedoch spürbar. „Holz ist der Baustoff der Zukunft. Bereits ist daraus ein Hochhaus-Prototyp konstruiert worden. In den nächsten 15 bis 20 Jahren hat es bei uns noch genug Fichten und Tannen. Durch gezielte Verjüngung müssen die Wälder allerdings fitter werden“, ist Lädrach überzeugt. Auf die Frage nach den noch nicht abgeführten Rundholzhaufen vom vergangenen Winter meinte er, dass Nasslager zur Überbrückung der Kapazitätsgrenzen nützlich gewesen wären. Abschliessend stellte Läderach den professionellen Forstunternehmen ein gutes Zeugnis aus: „Sie bilden Fachleute aus und verfügen im Schadenfall über die notwendige Schlagkraft. Darum sollten sie und damit die Sägewerke immer Aufträge haben.“

Bilder und Text: Ulrich Steiner